Eine Pferdewirtin auf Abwegen – Leben an der Tankstelle

Es war einmal vor langer Zeit, da wurde aus jahrelanger Leidenschaft das Hobby zum Beruf gemacht. Reiten den ganzen Tag! An der frischen Luft sein, Pferde streicheln, putzen, zusehen wie sie stolz über die Weide galoppieren – rennen, sich auspowern. Ein Mädchentraum ging in Erfüllung. Natürlich war man schon soweit und erkannte auch die „Schattenseiten“, das frühe Aufstehen, die langen Tage, harte Arbeit, wenig Geld – aber das Tier Pferd gibt einem soviel, was will man mit Geld? Ein Dach über den Kopf gibt es fast immer, eine Box fürs Pferdi auch, der Hund immer an der Seite, Geld für ein wenig Essen, Trinken und ab und an mal eine Jeans und einen „normalen“ Pullover. Denn man rennt und hantiert den ganzen Tag ja sowieso „nur“ in Pferdeklamotten rum. Die Guten halten lange, über Jahre – es sei denn man bleibt am Stacheldraht hängen oder rutscht unbedacht über so eine blöde Holzbank. ????

Der Pferdewirt – der Traum – die Erfahrung – die Realität.

Auf dem beruflichen Lebensweg sind einem sehr, sehr viele Typen von Mensch begegnet. Ich möchte behaupten im Pferdebusiness dehnt sich unsere Art um das doppelte von den normalen Charakteren aus. Glaubt mir – Augen auf und Fühler gestreckt- so lernt man dazu. Viele Gesichter, viele verschiedene Einstellungen zum Pferd wie auch zum reitenden Angestellten. Die Willkür der Armen und Reichen, die Macht der Oberen, ein Kampf, ein Spiel das die wenig betuchteren meist verlieren oder aufgeben. Daraus lernen, es besser machen zu wollen. Selbstzweifel unangebracht – so wird man untergehen. Stark sein, sich durchkämpfen, den Kopf oben behalten. Mut tut gut! Duckemäuschen sein nur für gewisse Zeit – eine Taktik wird ausgearbeitet. Aber was sag ich? Wer weiss das nicht schon? Viel Freiheit und Eigeninitiative gehören auch zum Beruf. Selbstständig arbeiten – wenn man es kann, mag und Lust dazu hat. Verantwortung übernehmen.

Eine Pferdewirtin – rund um die Welt – Abitur tut gut

Das Fachabitur wurde einst gewählt. Davor die Handelsschule. Der Weg sollte zwischendurch und von vornherein einmal in ganz andere Bahnen geleitet werden. Aber ein Dickkopf geht kreuz und quer – direkter Weg wäre viel zu einfach. Zwischendurch statt mittendrin.
Nun gehts zurück zum Köpfchen anstrengen – die grauen Zellen auftauen – Rechnungswesen, Kalkulationen, Organisation und Management- da war doch was? Wie schreibe ich richtig? Welche Formulierung – die richtige Anrede: Man ey krass das mein isch aber auch? Wat geit n da ab?

Eine Pferdewirtin – auf Abwegen – das Leben an der Tankstelle.

Was mach ich nun? Wo will ich hin? Das weiss ich – wusste ich schon immer! Nur Zeit, Platz und Ort waren noch nicht gewählt. Nun raus aus dem Stall ab ins Hotel. Hotel – Rezeption – Housekeeping – Frühstücksdienst. Spannend! Sechs Wochen raus mit Sack und Pack, mit Pferd und Hund, raus aus der gewohnten Umgebung. Rein in das neue Glück. Glück gehabt durch Hartnäckigkeit und Willensstärke – auch Dickkopf genannt. Sechs Wochen hardcore Training mit fast allem was dazugehört – der Feueralarm fehlt immer noch.

Zeit und Erfahrung in einem bestehenden Hotelbetrieb, Rezeption und alles drum herum. Und nun ab in ein Hotel, dass nach 18 Monaten Bauzeit nun kurz vor der Eröffnung steht. Herrliche vier Wände – eben, vier Wände…… Was macht der Mensch heutzutage ohne TV, ohne Internet ohne Gardinen vor dem Fenster? Improvisieren! Eine gute Fee hat iPad und Telefon gebracht. Telefon auf dem Fenstersims und als Hotspot definiert- unglaubliche 3G Geschwindigkeit auf dem iPad. Keine Kaffeemaschine? Kein Wasserkocher? Wasser im Topf, Instantkaffee und ab dafür. Gardinen? Kommen bald ????. Nun steht in einem Raum ein Wäscheständer mit Wolldecke drüber als Sichtschutz und im anderen Raum hat es eine Sichtschutzfolie. Klappt doch – Luxus wird überbewertet – man merkt so einmal ohne die „einfachsten“, eigentlich alltäglichen Dinge auszukommen, zu improvisieren! Hauptsache Pferd und Hund haben es gut!

Und da gibt es ja noch die TANKSTELLE – wenn der Instantkaffee nicht mehr schmeckt, hat es ein paar Meter weiter eine Tanke mit unglaublich guten Öffnungszeiten. Backwaren und urgutem Kaffee. Nette Leute am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen. So geht das Leben weiter, tief unten im Sockelgeschoss, am Rad der Zeit, im Leben drin – ein Leben an der Tankstelle – im Hotel – Menschen kommen und gehen. Sie wollen einen guten Eindruck mitnehmen, sie kommen wieder – keine Frage.

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